Der Äußere Matthäusfriedhof – ein Ort in Dresden für Friedensarbeit und Völkerverständigung
Ein stillgelegter Friedhof, auf ihm Kriegsgräber und Gedenksteine. Über den Ruhestätten der Opfer die Wipfel mächtiger Bäume, die den Ort je nach Jahreszeit und Tageslicht mal in eine schattige, kühle Oase verwandeln, ein anderes Mal förmlich erstrahlen lassen. Immer präsent: die Atmosphäre, der Hauch einer längst vergangenen, wenn auch nicht vergessenen Epoche.
"Seit ich auf dem alten Matthäusfriedhof spazieren gehe, suche ich Antworten auf die Frage: Was hat dieser alte Friedhof, haben die Kriegstoten zweier Weltkriege mit uns heute zu tun? Welchen Anlass, welche Aufgaben geben sie uns auf den Weg, hier in Dresden praktische Friedensarbeit zu machen?“
Stefan Mertenskötter, der ehemalige Geschäftsführer des Umweltzentrums und nun in dessem Vorstand aktiv, wirkt nicht ratlos bei diesen Überlegungen. Dieses größtenteils naturbelassene ehemalige Friedhofsgelände bietet in Kombination mit den Räumen der denkmalgeschützten Kapelle tatsächlich schon heute ungewöhnliche, nicht alltägliche Voraussetzungen für die Entwicklung und Umsetzung von Projekten zum Thema Frieden und Völkerverständigung, die genau hier stattfinden könnten. Ein moderner Neubau soll zudem den Schritt in das 21. Jahrhundert wagen und sich organisch in den Bestand aus Naturraum und Denkmalschutzensemble einfügen. Selbstverständlich für die Außenstelle des Umweltzentrums Dresden wird er als luftiger, ökologisch nachhaltiger Sommerpavillion konzipiert. Ein Ort friedlicher Ideen.
Seit Juni 2013 gehört der ehemalige Friedhof zum Umweltzentrum Dresden e. V. Die über viele Jahre kontinuierliche und intensive Projektarbeit des Vereins mit tschechischen, polnischen, ukrainischen und chinesischen Partnern könnte hier schon sehr bald eine neue, sehr authentische Heimat finden. Ein Anfang ist bereits gemacht. Das sogenannte Torhaus des Friedhofs wurde am 13. März 2017 als Internationale Bildungs- und Begegnungsstätte eröffnet, nach Sanierung der Räume mit Mitteln aus dem Projekt Mundani.
Gedenkstein für sowjetische Kriegsopfer
Drei dieser Gedenksteine kennzeichnen die letzten Ruhestätten von insgesamt 207 Bürgern der ehemaligen Sowjetunion im nordwestlichen Teil des ehemaligen Friedhofs. Die Opfer waren überwiegend als Zwangsarbeiter in der Dresdner Rüstungsindustrie eingesetzt. Sie kamen aufgrund der harten Arbeitsbedingungen oder bei den Luftangriffen ums Leben. Beigesetzt wurden hier aber auch Mitglieder der Sowjetarmee, die während der Kämpfe um die Stadt fielen. Die Denkmäler wurden nach 1945 von der Roten Armee konzipiert. Auf Russisch sind jeweils die Anzahl der hier Ruhenden und die Todesjahre (zwischen 1941 und 1945) vermerkt.
Im Sommer 2015 hatte das Thema "Friedensarbeit" eine für uns alle völlig überraschende Eigendynamik entwickelt: Wir haben unsere Tore für die Insassen der benachbarten Erstaufnahmestelle von Flüchtlingen geöffnet, zunächst mit einem Spielplatz für die Kinder und schon eine Woche darauf mit dem Angebot "ABC - Erste Worte auf Deutsch" an mehreren Thementischen für die Erwachsenen. Letztere sind ein Dauerprojekt geworden und mittlerweile in Dresdens Zentrum gezogen. Sie finden von Di-Do in der Cafeteria des Stadtmuseums Dresden und am Freitag im Lichthof des Albertinums statt, immer von 15.00 bis 17.00 Uhr, siehe auch: ABC-Tische